Ich werde auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Langsam rennt mir auch die Zeit davon. Ich frage mich, wie und was ich in nächster Zeit tun soll und kann.

Kollegen in Panama bleibt eine Rückkehr in ihr Land verwehrt, weil Behörden sie im Stich lassen. Kanada repatriiert nur Personen, die über die kanadische Staatsbürgschaft verfügen. Menschen, die seit Jahren oder Jahrzehnten dort leben, eine gültige Aufenthaltsbewilligung und sogar Familie dort haben, dürfen trotzdem nicht einreisen. In verschiedenen Foren lese ich immer noch, dass eine Nachfrage nach Repatriierungsflüge in die USA und nach Europa besteht. Aber ich lese auch von Personen, die irgendwo auf der Welt feststecken und keine Möglichkeit haben, nach Panama zu reisen. Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Lange hofften ich und viele andere, dass Panama den Flughafen Ende Mai wieder öffnet. Diese Hoffnung zerschlug sich letzte Woche. Der internationale Flugverkehr bleibt mindestens für weitere dreissig Tage eingestellt. Vor dem 22. Juni wird nichts mit einer Rückkehr.

Während in der Schweiz Normalität in den Alltag einkehrt, steht die Bevölkerung in Panama weiterhin unter Hausarrest. Zwar ändert sich die Situation auch dort, aber sehr langsam. Seit gut einer Woche ist zumindest in Panama City der Alkoholkauf wieder erlaubt. Es gab grosse Diskussionen um diesen Entscheid, denn praktisch alle Provinzen wollten beim absoluten Alkoholverbot bleiben. In der Hauptstadt wurde aber das Verkaufsverbot teilweise aufgehoben. Eine Person darf entweder ein Sechserpack Bier oder eine Flasche eines anderen alkoholischen Getränkes einkaufen. Bei der Flasche ist die Menge allerdings nicht geregelt. Einige haben die Befürchtung, dass der Alkoholverkauf wieder verboten wird. Deshalb liest man von Personen, die während ihren zwei Einkaufs-Stunden unzählige Läden aufsuchen, um sich einen Vorrat anzulegen. Unbegründet ist diese Angst nicht. Schnell war in den Nachrichten zu hören, dass betrunkene Fahrer aus dem Verkehr gezogen wurden. Der Stundenplan für die Einkäufe ist unverändert. Einzig die Männer erhielten letzten Samstag ihren Einkaufstag zurück.

Die Regierung veröffentlichte ihren Plan für die Rückkehr zur “neuen” Normalität. Dies soll in sechs Blöcken geschehen. Block eins ist seit dem 13. Mai in Kraft. Es ist offen, wann die restlichen Blöcke folgen.

Seit dem 18. Mai darf man sich auch wieder draussen sportlich betätigen. Wie immer hat die Regierung das in Bildern zusammengefasst:

Dies hat allerdings einen Haken: Man geht entweder Einkaufen oder treibt Sport, denn die vorgegebenen Zeiten und Tage ändern sich nicht. Eine weitere Einschränkung ist, dass man sich maximal einen Kilometer vom zu Hause entfernen darf.

Für mich ist die gesamte Situation mühsam, denn ich weiss nicht, wie es mit meiner Aufenthaltsbewilligung weiter geht. Meine temporäre Bewilligung ist bis Mitte Juli gültig. Eine Rückkehr vor Ablauf dieser Frist wird immer fraglicher. Was ist, wenn der Flugverkehr länger eingestellt bleibt? Ich weiss es nicht. Seit dem 18. Mai sollte die Einwanderungsbehörde geöffnet sein. Deshalb hoffe ich auf ein baldiges Update von der Anwaltskanzlei.

Auch wenn es in der Schweiz human zu und her geht, fühle ich mich hier nicht wohl. Deswegen ist mein Verlangen nach einer Abreise gross. Ich machte und mache mir Gedanken, wie ich den Alltag erträglicher gestalten kann. Kurz vor meiner Abreise in Panama begann ich, eine russische Schülerin zu unterrichten. Ich spielte mit dem Gedanken, den Unterricht wieder aufzunehmen. Gewisse Umstände veranlassen mich allerdings, in der aktuellen Situation auf Online-Unterricht zu verzichten. Ich überlege mir auch, einen Aushilfsjob zu suchen, um mich zu beschäftigen. Und wenn es nur für ein paar Stunden wäre. Die Suche gestaltet sich schwierig, denn ich weiss nicht, wie lange ich noch hier bleibe. Zudem bin ich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen.

Einziger Trost im Moment ist, dass ich die Mehrheit der Dinge klären konnte, weswegen ich nun in der Schweiz festsitze. Das Motorrad konnte ich schweren Herzens verkaufen. Ein Teil aus dem Lager ist auch weg. Im Moment ist aber nicht der passende Augenblick, um den Rest auch noch zu verkaufen. Die Frage nach einer neuen Bank ist ebenfalls geklärt. Die Konten bei der alten Bank sind saldiert, EC- und Kreditkarte der neuen Bank erhielt ich bereits nach Ostern. Nebenbei erwähnt, falls jemand eine Bank sucht, die Auslandsschweizer nicht diskriminiert, darf sich gerne bei mir melden!

Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich weiterhin der Geduldsprobe zu stellen. Und die Hoffnung nicht aufzugeben, dass sich das mit der Aufenthaltsbewilligung irgendwie lösen wird und ich bald wieder abreisen darf.

 

2 thoughts on “Geduldsprobe”

  1. Da du ja die geduldigste Person bist die ich kenne, stellt das Warten für dich keine Probleme dar ? Sei optimistisch und hoffe darauf, das sich Panama auf Grund der Umstände sich doch noch eine Lösung überlegt, die Allen entgegenkommt.
    Toitoitoi

    1. Danke Kängi. Nur das Warten wäre nicht das Problem. Es gibt leider auch Dinge, für die ich überhaupt keine Geduld mehr habe…

      Die Behörden waren für zwei Monate geschlossen, da kann man hoffen, dass die sich etwas überlegen. Sie setzten diese Deadline, weil sie normalerweise in der Zeit die Angelegenheit regeln können. Die Bewilligungen, die im März verfielen, wurden schon verlängert. Vielleicht komme ich auch in den Genuss, denn schneller arbeiten werden die eher nicht ? Früher oder später werde ich es erfahren.

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