Leider musste ich meine Fotokamera für einen Service zu einem Händler bringen. Diese Firma kontaktierte ich vorgängig per Email, weil ich klären wollte, ob sie Kamera-Service anbietet. Ich bin mit öffentlichen Transportmitteln unterwegs und wollte nicht vergebens mit meiner Kamera hinfahren. Mein schriftliches Spanisch ist nicht sonderlich gut. Deshalb schrieb ich meine Anfrage in Englisch, mit dem Vermerk, sie könnten gerne auf Spanisch antworten. Die Antwort kam auf Englisch – Google Englisch. Der Herr gab sich Mühe, das war schon mal sympathisch.

Vor ein paar Tagen schnappte ich mir die Kamera und machte mich per Bus auf den Weg zur besagten Firma. Ich hatte Glück, denn ich war gerade die einzige Kundin. Ich packte meine Kamera auf die Theke und erklärte ihm das Problem. Mit meinem Spanisch komme ich gut durch den Alltag. Aber ich hadere immer noch damit, wenn jemand sehr schnell mit mir spricht. Ich lasse es die Person wissen und bitte sie, langsamer zu sprechen. Normalerweise tun sie es dann auch. Bei der Firma bin ich anscheinend an einen Google-Übersetzer-Fan geraten.

Als Erstes wollte er meinen Pass sehen. Ich gehe grundsätzlich ohne Pass aus dem Haus. Daher legte ich ihm meine Identitätskarte auf die Theke, damit er die Daten abschreiben konnte. “Ah, Suiza”. Ja genau, Schweiz. Er fragte mich wieder wie aus der Pistole geschossen nach weiteren Daten. Daraufhin bat ich ihn wieder, langsamer zu sprechen.

Da drehte er den Bildschirm ein wenig zu mir und öffnete den Google-Übersetzer. Er tippte auf Spanisch ein, was er wissen wollte. Ich verstand kein Wort von dem, was auf dem Bildschirm stand. Als ich ihm sagte, dass ich das nicht verstehe, schaute er mich verwundert an. Ich würde doch schwedisch sprechen? Nein, mein lieber Herr, ich bin nicht aus Schweden, sondern aus der Schweiz. Da würde man zwar vier Sprachen sprechen, Schwedisch wäre allerdings nicht dabei. Deutsch wäre meine Muttersprache, aber Englisch wäre auch OK und in der Übersetzung wohl verständlicher als Deutsch.

Die Übersetzung wollte er unbedingt auf Deutsch anzeigen. Er schien Worte gebraucht zu haben, die nicht korrekt übersetzt wurden. In der Zwischenzeit waren zwei weitere Kunden ins Geschäft gekommen. Die amüsierten sich köstlich und löcherten mich auf Spanisch mit Fragen. Der Herr hinter der Theke tippte in aller Ruhe und Einfingersystem ein, was er sagen oder fragen wollte. Ich meinte, er könne es gerne langsam auf Spanisch sagen, das Deutsch wäre etwas komisch. Er wechselte die Anzeigesprache auf Englisch und tippte weiter ein, was er mitteilen wollte. So kam es, dass ich mit dem Herrn hinter der Theke einen Monolog führte. Ich las die Fragen oder Informationen auf Englisch vom Bildschirm ab und antwortete auf Spanisch. Während er die Tastatur bearbeitete, plauderte ich mit den beiden anderen Kunden. Auf Spanisch.

Ich dachte, dass die Verwechslung von Schweiz und Schweden den Amerikanern vorbehalten wäre. In Mexiko hatte ich dieses Problem nie. Daher war ich überrascht, dass es in Panama zu dieser Verwechslung kommt. Vielleicht nehme ich eine Europa-Karte mit, wenn ich die Kamera wieder abholen gehe.

Über diese etwas absurde Situation muss ich immer noch schmunzeln. Wir wären schneller fertig gewesen, hätte er langsam gesprochen. Aber er liess sich trotz wartender Kunden nicht aus der Ruhe bringen. Stattdessen tippte er fleissig alles ein, während ich mit den anderen plauderte. Solche Begegnungen finde ich einfach nur toll. Was erwartet mich, wenn ich die Kamera wieder abholen kann? Ich bin gespannt darauf 🙂

One thought on “Suecia? Suiza?”

  1. Hey Niki,
    du bist also eine Suecia, gut zu wissen 😉
    Hab beim Lesen der Geschichte auch die ganze Zeit schmunzeln müssen. Wie schön, daß so kleine Erlebnisse des Tages einem das Leben versüßen!
    Ich wünsche dir noch ganz viele solcher Erlebnisse und freue mich schon auf deinen nächsten Eintrag.

    Liebe Grüße
    Ria

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