In der Woche vor Weihnachten erhielt die Anwaltskanzlei meine Formulare, damit sie für mich die Aufenthaltsbewilligung beantragen kann. Plötzlich ging es Schlag auf Schlag.

Registrierung

Am ersten Montag nach Neujahr erhielt ich die Nachricht, die Firma würde existieren. Sie fragten nach, wann ich Zeit für den nächsten Schritt hätte. Der Termin müsste um zehn Uhr sein. Da ich auf keine Arbeit Rücksicht nehmen muss, bin ich sehr flexibel. So vereinbarten wir, Mittwoch, 8. Januar 2020. Irgendwann am Dienstag wurde ich informiert, dass die Einwanderungsbehörde strenge Kleidervorschriften hätte und was ich entsprechend nicht tragen soll. Gut wiesen die mich darauf hin, dass es zur Einwanderungsbehörde ging. Sonst wäre ich sicherlich nicht in angemessener Kleidung bei der Kanzlei aufgetaucht.

An besagtem Mittwoch machte ich mich auf den Weg zur Kanzlei. Nebst mir war noch ein Paar da. Sie ist Australierin, er Engländer, der aber seit Jahren in Australien lebt. Uns wurden in der Kanzlei die letzten Instruktionen gegeben. Danach fuhren wir per Taxi zur Einwanderungsbehörde. 

Am Eingang fand eine visuelle Kontrolle statt. Ich war nicht schnell genug mit Sonnenbrille abnehmen und der Herr deutete mir prompt, ich solle die Sonnenbrille entfernen. Nur mit der Ruhe. Sonst herrscht hier auch keine Hektik.

Im Gebäude angekommen standen wir mitten in einem grossen Wartesaal. Rechts und links davon reiht sich Schalter an Schalter. Alle sind mit Trennfenstern versehen. Der Herr der Kanzlei sagte uns, wir sollen uns setzen, wir müssten noch ein wenig warten. Ich nutzte die Zeit, das Treiben ein wenig zu beobachten.

Es war ein Kommen und Gehen. Termine gibt es nicht, sondern man zieht eine Nummer. Ich beobachtete, wie Nummern getauscht wurden. Da liefen Menschen durch den Saal, die schienen fast eine ganze Rolle Tickets eingepackt zu haben. Das waren wohl irgendwelche Helfer, die die Wartezeit für Klienten so kurz wie möglich halten wollen. Andere trugen gleich einen Stapel Pässe durch die Gegend. Einige Menschen richteten sich wohl auf eine lange Wartezeit ein, denn sie brachten Essenspakete mit. Es war laut und es herrschte ein ständiges Gewusel. Sitzplätze wurden zu temporären Arbeitsplätzen. Auf den Bildschirmen wechselten die Nummern schon fast im Sekunden-Takt. Handy-Akkus schienen wohl den Tag nicht ohne zusätzliche Energie zu überstehen. Die einen fanden irgendwo eine Steckdose, andere behalfen sich mit einer Powerbank. Jemand, der gerne Menschen beobachtet, der könnte Tage da verbringen. Nach fünfzehn Minuten kam allerdings unser Kanzlei-Mitarbeiter, wir wären an der Reihe.

Wir mussten in die untere Etage. Der Kanzlei-Mitarbeiter schob meine Papiere unter dem Fenster eines Schalters durch. Der Beamte grinste und sprach mich auf Englisch an. Ich war etwas erstaunt, denn an solchen Orten stellen die sich sonst stur und benutzen nur die Landessprache. Wie auch immer, ich antwortete auf Spanisch. Er fragte noch ein zwei Dinge und schob mir anschliessend ein Formular unter der Scheibe durch. Dies musste ich unterschreiben und mit meinem Daumenabdruck versehen. Dies noch auf die alte Art und Weise, mit Tinte. Dann gab es einen Stempel in meinen Pass:

Für was diese Registrierung ist, das fand ich bis heute noch nicht heraus.

Während des ganzen Prozesses stand der Kanzlei-Mitarbeiter daneben, falls etwas unklar wäre oder wir Hilfe benötigen. Der Engländer erhielt den Rat vom Kanzlei-Mitarbeiter, es wäre wichtig, dass er zumindest seine Grunddaten auf Spanisch sagen könne. Ich wurde nur nach einer Telefon-Nummer gefragt, ansonsten musste ich keine Angaben machen. Daher war ich etwas überrascht über die Aussage des Mitarbeiters. Anscheinend wurde der Engländer auf Spanisch angesprochen und befragt. Als wir drei registriert waren, bat uns der Kanzlei-Mitarbeiter nur noch, ein paar Formulare für die Kanzlei zu unterschreiben. Bereits eine Stunde später stand ich wieder vor dem Gebäude und wartete auf mein Taxi.

Temporäre Aufenthaltsbewilligung

Eine Woche später ging es weiter. Ursprünglich wäre geplant gewesen, dass ich am 16. Januar erneut zur Einwanderungsbehörde gehe. Es war vereinbart, dass ich zwischen Mittag und zwei Uhr einen Anruf erhalte und mich danach auf den Weg mache. Die liebe Dame in der Kanzlei übersah, dass mein Dossier bereit war und ich wartete vergebens auf den Anruf. Auf meine Nachfrage hin, vereinbarten wir dann den nächsten Tag.

Am Freitagmorgen fuhr ich nach neun Uhr zur Einwanderungsbehörde. Dort traf ich mich mit dem Kanzlei-Mitarbeiter der vergangenen Woche. Er war schon früher im Gebäude, um Nummern für uns zu ziehen. Auf dem Bildschirm war die Nummer 163 angezeigt, unsere Nummer war die 175. Eine Stunde später war es noch nicht wirklich weiter. Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass das Internet ausfiel, deshalb ging eine Zeit lang nichts mehr. Trotzdem entschuldigte sich der Kanzlei-Mitarbeiter, dass ich immer noch am Warten war. Er kann bestimmt nichts dafür. Und verglichen mit Mexiko geht es da gesittet zu und her. Er meinte, ein Klient benötigte am Montag nur 25 Minuten für den gleichen Schritt. Am Dienstag wartete ein anderer Klient fünf Stunden für dasselbe. Bei Einwanderungsbehörden ist es wohl immer Glücksache, wie schnell man wieder draussen ist. 

Wieder eine halbe Stunde später hiess es dann, wir wären endlich an der Reihe. Er gab mir meinen Pass und viele Papiere. Ich müsse zum Schalter 33A, der Dame die Dokumente abgeben und eine Unterschrift leisten. Danach fotografiere sie mich und ich erstellen gleich den Ausweis. Der Herr vor mir war fertig, ich ging zur Beamtin, überreichte ihr die Papiere und meinen Pass. Bevor ich mich hinsetzen konnte, forderte sich mich noch auf, eine elektronische Unterschrift abzugeben. Danach durfte ich mich setzten.

Sie studierte meinen Pass, die Papiere und fragte mich wohl als Kontrolle nach meinem Geburtsdatum. Danach machte sie noch ein Foto und eine Maschine spuckte den Ausweis aus. Sie überreichte mir den zusammen mit dem Pass, ich solle bitte die Angaben prüfen. Da ich vorher noch nie einen solchen Ausweis in den Händen hatte, wusste ich nicht, wo welche Daten vermerkt waren. Der Name war richtig geschrieben, das Geburtsdatum war auch korrekt. Also gab ich alles wieder zurück und meinte, es wäre alles korrekt. Sie packte die Papiere wieder zusammen und legte alle zusammen mit der Aufenthaltsbewilligung in meinen Pass. Anschliessen übergab sie mir die Dokumente mit der Bemerkung, ich müsse diese auf dem Tisch neben dem Ausgang hinlegen. Ich liess die Dokumente wie aufgefordert auf dem Tisch zurück und verliess den Raum.

Ein paar Minuten später hörte ich meinen Namen und bekam alles zurück, inklusive der temporären Aufenthaltsbewilligung:

 

Nach nicht ganz zwei Stunden verliess ich das Gebäude mit dem Kanzlei-Helfer. Er benötigte noch eine Kopie von der Aufenthaltsbewilligung. An der Strasse vor dem Gebäude der Einwanderungsbehörde reihen sich viele improvisierte Hütten und Stände. Der erste Stand ist ein Imbiss. Dann kommen Stände, wo der Kanzlei-Helfer seine Kopie machen lassen konnte. Am nächsten Stand gibt es Fotos. Im Gegensatz zu Europa scheint es in Panama keine Vorschriften für die Fotos zu geben. Für den Antrag liess ich meine in einer Apotheke erstellen. Deshalb erstaunte mich dies nicht. Allerdings staunte ich darüber, dass es da einen Stand für Beglaubigungen gibt. Dort scheint man alles zu finden, was für irgendwelche Anträge bei der Einwanderungsbehörden benötigt wird. Die wissen, wo man Geld macht!

Dies ist erst die temporäre Aufenthaltsbewilligung, deshalb ist die auch nur bis am 16. Juli 2020 gültig. Bis dahin bearbeiten die Behörden mein Dossier und entscheiden endgültig, ob sie mir die permanente Bewilligung erteilen. In den nächsten Tagen wird die Kanzlei noch ein Ein- und Ausreise-Visum beantragen. Ohne dieses zusätzliche Visum darf ich Panama nicht verlassen. Dies sollte ich aber innert weniger Tage erhalten. Seit dem 17. Januar 2020 ist auch der schweizer Führerschein nicht mehr anerkannt. Dieser ist nur gültig, solange man sich als Tourist im Land aufhält. Mit der temporären Aufenthaltsbewilligung verlor ich diesen Status.

Sobald die Behörden entschieden haben, ob ich bleiben darf, wird die Kanzlei mich kontaktieren. Bei positivem Bescheid darf ich dann nochmals zum Amt. Ich werde erneut fotografiert, dann aber für den endgültigen Ausweis. Bis dahin ist einmal mehr warten angesagt!

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